Jeder von Euch hat sicherlich schon zahlreiche Miniaturen und auch einige Geländeteile bemalt. Die häufigsten Techniken für das Bemalen von Gelände - Trockenbürsten und das Tuschen - sind aber für Gelände aus dem (Filament-)Drucker nicht optimal.
Trockenbürsten betont besonders die erhabenen Stellen des Models, Tuschen verstärkt die Vertiefungen; da die gedruckten Modelle aber, als Folge des Druckvorgangs, eine geriffelte Oberfläche haben, würde diese betont werden, was ein unschönes Erscheinungsbild zur Folge hätte.
Man könnte nun die gedruckten Modelle vor der Bemalung mit Füllgrund (Filler) grundieren und abschleifen um die Rillen zu entfernen. Ehrlich gesagt ist mir das aber zu viel Aufwand, und es erscheint mir auch gar nicht notwendig. Ich werde Euch im Folgenden eine alternative Methode vorstellen, die sich des „Camouflage-Effekts“ bedient.
Diese Technik benutzt eine optische Täuschung: Wenn man Oberflächen mit unregelmäßigen Mustern bemalt, wird deren Geometrie aufgebrochen, und vom Auge nicht mehr so leicht erkannt. In unserem Fall verschwinden so die Rillen quasi, da das Auge sie kaum noch, oder gar nicht mehr, erkennt. Dies möchte ich Euch anhand eines Mauerstücks demonstrieren:
Schauen wir uns also zunächst die gedruckte Mauer ohne Grundierung und Farbe an.
Damit die Farbe auf dem Druckmaterial, sogenannter PLA-Kunststoff, gut hält, habe ich sie mit „Plastikgrundierung“ der Firma DupliColor grundiert. Danach habe ich sie mit einem schwarzen Grundierspray, in diesem Fall „All Season“ von DupliColor weiter übersprüht.
Man kann auf dem Bild deutlich erkennen, dass auch ein dicker schwarzer Farbauftrag nicht reicht, um die Druckrillen optisch verschwinden zu lassen. Als nächsten Schritt habe ich das Mauerstück mit einem großen Pinsel dunkelgrau bemalt. Dafür habe ich günstige Abtönfarbe aus dem Baumarkt genommen, das Ergebnis seht Ihr im nächsten Bild.
Nun habe ich den ersten Schritt der „Camouflage-Technik“ durchgeführt, indem ich ein dunkles Beige, feucht, mit einem großen Trockenbürstpinsel kreuz und quer in wilden Mustern aufgetragen habe. Dies verhindert, dass das Geländeteil später farblich zu monoton erscheint, man kann dies noch mit weiteren Erdtönen beliebig oft wiederholen, und so für noch mehr optische Abwechslung sorgen.
Beim nächsten Schritt kam ein Schwamm zum Einsatz. Mit diesem habe ich vorsichtig graue Farbe auf das Mauerstück getupft., dabei habe ich darauf geachtet, den Schwamm feucht zu halten, indem ich ihn immer wieder mit einem nassen Küchenpapier angefeuchtet habe. Das ist wichtig, um die Farbe auf dem Schwamm nicht zu schnell trocknen zu lassen, da sonst nur sehr kleine Farbtupfer auf der Mauer zurückbleiben. Zu feucht darf der Schwamm aber auch nicht werden, da die Farbe sonst nicht deckt, verschmiert oder kleckst.
Das Mauerstück wäre jetzt schon fertig für den Spieltisch, aber gerade in Verbindung mit anderen Mauerteilen würde es noch sehr monoton und langweilig wirken. Um den Gesamteindruck spannender zu machen, habe ich also noch Eyecatcher hinzugefügt, diese lenken auch von etwas unsauber bemalten Stellen ab. Mit der Airbrush habe ich Streifen („Streaks“) aufgetragen. Dazu wurde immer der obere Stein mit einem Pappstreifen abgedeckt und mit der Airbrush ein Streifen nach unten gesprüht, der zum Ende hin ausläuft. Der Effekt lässt so identische Mauersegmente unterschiedlich aussehen und verleiht zusätzlichen Kontrast. Damit alles optisch gut zu meinem Wüstenspieltisch passt, habe ich mich für braune Streaks entschieden, je nach Spieltisch kann man hier aber auch Grün- oder Rottöne verwenden, zum Beispiel für einen Dschungel oder für ein Mars-Thema.
Auf dem letzten Bild seht Ihr das Endergebnis. Zwar sieht man bei entsprechendem Lichteinfall die Rillen immer noch etwas, aber sie fallen kaum noch auf. Ich bin nicht nur mit dem Gesamteindruck meiner Festung, sondern auch mit dem Aussehen der einzelnen Teile sehr zufrieden!